Ruhe

Zwischen zwei Sturmtiefs ist es draußen grad etwas ruhiger. Trotzdem baut niemand Picknicktische auf, im Gegenteil, die Bahn stellt in Norddeutschland schonmal vorsorglich den Verkehr ein. Was man eben so macht, wenn ein vorhersehbar potentiell katastrophales Ereignis sich ankündigt. So viel Realitätssinn überrascht nach zwei Jahren Pandemie doch etwas.

Am vergangenen Wochenende war das Wetter viel einladender. Zwischen Treptower Park, über die Spree nach Stralau und Friedrichshain drückten sich die Spaziergänger*innen aneinander vorbei, als wenn es schon vom Eise befreites Ostern wäre. Zwei Räucheröfen am Treptower Hafen qualmten ordentlich. Die Schlangen an den Glühweinbuden waren länger als am Testzentrum, dass nun schon ewig den ansonsten einzigen Publikumsverkehr an die Landebrücken der Weißen Flotte heranzieht.

Sonne scheint rückwärtig durch ein Fenster, auf dem steht "Wir haben für Sie geöffnet. Edeka"
Verheißung vor Stralau
Wand mit Graffiti und Werbungen, eine davon groß, ein Guiness-Bierglas und der Spruch "And so it Begins.."
Werbung für Bier und Abstinenz zugleich

Weiter drüben steht in unübersehbarer Aufdringlichkeit der Wasserturm vom Ostkreuz in der Landschaft. In seiner anachronistischen Nutzlosigkeit und der etwas eigenwilligen Form (Phallus und Pickelhaube zugleich) das wohl preußischst-mögliche Bauwerk. Und das musste nicht einmal für viele Millionen neu aufgebaut werden.

Turm auf Bahngelände
Wasserturm am Ostkreuz

Gebaut wird aber auch hier. Die Kräne der Baustelle an der Rummelsburger Bucht (die schon für jede Menge Ärger gesorgt hat und sorgen wird) ließen mich an B. denken. Vor vielleicht zwanzig Jahren meinte er mit Blick auf die ganzen Baukräne in Mitte, die seien der Irokesenschnitt von Berlin. Da lag nicht nur eine ironische Poesie, sondern mehr harte Wahrheit drin, als ich damals realisierte. Berlin ist inzwischen halt erwachsen geworden und weitestgehend ordentlich frisiert.

Zwei Baukräne vor blauem Himmel
Baustelle Rummelsburger Bucht
Weiße geknickte Markierungsstriche auf einem geteerten Weg
Lange ohne Ergebnis über diese Markierungen nachgedacht